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Delta-1 Zertifikate

Delta-1-Zertifikate könnten im Vergleich zu Feeder-Fonds die effizientere Alternative für den Zugang zu neuen Vertriebskanälen darstellen

Master-Feeder-Strukturen – die herkömmliche Art, Ihren Fonds zu „speisen“

Die meisten Asset Manager dürften vermutlich mit klassischen Master-Feeder-Strukturen vertraut sein. Diese Strukturen werden üblicherweise für internationale Investmentfonds eingerichtet, um Kapital von Anlegern anderer Rechtsräume zu beschaffen. Die gängige Struktur ist dabei in der Regel die Folgende:

Ein Asset Manager betreibt einen Fonds in einem bestimmten Rechtsraum (der „Master-Fonds“). Abhängig von diesem Rechtsraum kann der Fonds nur von bestimmten Anlegern gekauft werden. Beispielsweise sind Fonds mit Sitz auf den Kaimaninseln in der Regel für Anleger mit Sitz in der EU nicht zugänglich. Um diesen Anlegern dennoch den Zugang zum Master-Fonds zu ermöglichen, legen Asset Manager einen zweiten Fonds in einem anderen Rechtsraum z.B. in Luxemburg auf, welcher ausschließlich dazu gedacht ist in den Master-Fonds auf den Kaimaninseln zu investieren (den „Feeder-Fonds“).

Da dieser Feeder-Fonds seinen Sitz nun in einem anderen Rechtsraum als der Master-Fonds hat, unterscheidet sich auch dessen Anlegerzielgruppe. Dadurch wird letztendlich das Vertriebsnetz des Master-Fonds um die EU erweitert.

Master-Fonds & Feeder-Fonds

Da Feeder-Fonds ausschließlich in ihre dazugehörigen Master-Fonds investieren, bilden sie grundsätzlich die Wertentwicklung des Master-Fonds so gut wie möglich ab. Feeder-Fonds können sich jedoch in mehreren Punkten von ihrem Master-Fonds unterscheiden:

  • In ihren Gebührenstrukturen.
  • In ihren Zielgruppen.
  • In ihren Mindestinvestitionsvolumen.
  • In ihren Lock-Up Perioden.
  • In ihrem Nettoinventarwert (NAV).

Für den Fall, dass es keine zusätzlichen Gebührenebenen gibt (z.B. eine zusätzliche Management Gebühr), ist die Wertentwicklung der Feeder-Fonds jedoch sehr nahe an die Wertentwicklung der Master-Fonds gekoppelt. Da Feeder-Fonds Zugang zu neuen potenziellen Anlegern ermöglichen, können sie durch eine Erhöhung des Volumens des Master-Fonds letztlich sogar dazu beitragen, die Gesamtkostenquote des Master-Fonds zu senken.

Delta-1 Zertifikate – Die schlanke Art des Feeder-Fonds

Master-Fonds müssen aber nicht zwangsläufig von regulierten Feeder-Fonds, sondern können auch von anderen Investmentvehikeln „gespeist“ werden.

Ein solches Investmentvehikel emittiert Delta-1-Zertifikate, die gemäß dem Luxemburger Verbriefungsgesetz vom 22. März 2004 („Verbriefungsgesetz“) initiiert werden. Diese sind 1:1 an den Wert des zugrunde liegenden Vermögenswerts gebunden. Der Vermögenswert stellt in diesen Feeder-Strukturen den Master-Fonds dar. Der Hauptunterschied zum klassischen Feeder-Fonds besteht darin, dass Delta-1 Zertifikate von einem nicht regulierten Investmentvehikel begeben werden. Dadurch können sie im Vergleich zu herkömmlichen Feeder-Fonds im Rahmen eines Private Placements schneller und kostengünstiger aufgesetzt werden.

Darüber hinaus bleibt der hohe Anlegerschutz aufgrund des robusten Rechtsrahmens in Luxemburg bestehen. (z.B. kein Emittentenrisiko, eingeschränkte Rückgriffsansprüche, Verzicht auf Insolvenzantrag, etc.).

Veränderungen in den regulatorischen Rahmenbedingungen? Kein Grund zur Beunruhigung!

Obwohl Delta-1 Zertifikate und andere nach dem Verbriefungsgesetz initiierte Verbriefungsvehikel eine nicht regulierte Form von Investmentvehikeln darstellen, unterliegen diese trotzdem aktuellen europäischen Gesetzgebungen. Daher haben Emittenten auch bei der Initiierung eines Delta-1 Zertifikates neue rechtliche Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Anti-Tax Avoidance Directive („ATAD“), welche Anfang 2019 in Kraft trat, zu berücksichtigen. Ziel von ATAD ist es, Strukturen zur Steuervermeidung, wie diese z.B. in großen Konzernen existieren könnten, einzuschränken. Allerdings sind – beabsichtigt oder nicht – auch einige Verbriefungsstrukturen von dieser neuen Gesetzgebung betroffen. Delta-1 Zertifikate bilden zwar ausschließlich die Wertentwicklung der zugrunde liegenden Vermögenswerte (wie z. B. Feeder-Fonds) ab, könnten aber dennoch unter Umständen von ATAD betroffen sein.

Unabhängig davon kann von der Heydt seinen institutionellen Kunden auch unter diesen Rahmenbedingungen weiterhin bewährte Lösungen für Delta-1 Zertifikate anbieten.

Autor

Maximilian Portenlänger
Head of Securitisation
+49 89 2060657 62